Veranstaltung vom Sozialforum Bautzen zum Volksantrag Gemeinschaftsschulen in Sachsen
am 04.12.18 im Haus der Sorben Bautzen
Wortbeitrag von Prof. Dr. Wolfgang Melzer (TU Dresden)
- Studien in über 40 Ländern der Welt – längeres gemeinsames Lernen ist fast überall Realität
- Er sieht die Trennung im Alter von ca. 10 Jahren sehr kritisch – unterschiedliche Entwicklungsstände bei Mädchen und Jungen – besonders bei Jungen kritisches Alter
- Emnid-Umfrage Sachsen: Zwei Drittel aller Bürger für längeres gemeinsames Lernen – häufig unterstützen jüngere Familien in Sachsen dieses Projekt – 60% der CDU-Anhänger sind dafür
- 2006 unter Schwarz/Rot Schulversuch in Sachsen gestartet, wo auch Cunewalde dabei war
- Nach Regierungswechsel zu Schwarz/Gelb wurde der Versuch gestoppt
- Dr. Melzer sammelt selbst Unterschriften
- Er sieht die frühe Trennung als Signal „Du gehörst nicht dazu!“ – und damit als Grund un Anfangspunkt für die Spaltung der Gesellschaft
- Die 4jährige Grundschule ist 100 Jahre alt – ein Nachdenken über bessere Wege dringend geboten
- GEW ist dafür
- Sächsischer Lehrerverband und Philologenverband dagegen
- Das vorgeschlagene optionale Modell wurde von einem Anwalt geprüft
Wortbeitrag von Dr. Matthias Ritter (wissenschaftlicher Begleiter der Thüringer Gemeinschaftsschule)
- 2010 wurde die Gemeinschaftsschule unter Rot/Schwarz in Thüringen im Gesetz als Schulart verankert
- 2010/11 sind 10 Gemeinschaftsschulen gestartet
- Umfangreiches pädagogisches Konzept wegen größerer Heterogenität (viel Arbeit!)
- 4 Jahre wissenschaftliche Begleitung
- Abschlussbericht Dezember 2014 – alle 10 Schulen sind sehr individuell – es gibt 3 Typen – zum ersten die Schulen, welche immer schon Gemeinschaftsschulen waren (Jenaplan), da hat sich nur gesetzlich was geändert – zum zweiten Gemeinschaftsschulen, die z.T. reformpädagogisch arbeiten, wo die Möglichkeit bestand weiterzumachen – zum dritten Regelschulen (Mittelschulen) Landschulen – der ländliche Raum sah dort die Möglichkeit, Schulen überhaupt zu erhalten.
- Jetzt gibt es 68 Gemeinschaftsschulen in Thüringen (eine davon war mal ein Gymnasium)
- Die Guten werden nicht schlechter – die leistungsschwächeren Schüler aber besser
- Rundum positives Ergebnis für Thüringen
Wortbeitrag Achim Bär (Leiter Polenzschule Cunewalde)
- Sozialforum-Anfrage war nach 5 Jahren die erste Anfrage über Ergebnisse zu berichten
- 2005 sollte die Schule Cunewalde geschlossen werden
- Der Schulversuch war eine Chance
- Es wurde mit 7 Grundschulen kooperiert
- Zum Aufbau der gymnasialen Stufe musste mit Gymnasium kooperiert werden
- Wechsel von Schülern aufs Gymnasium nach Klasse 8 klappte reibungslos
- Dann wurde das Modell geöffnet – Wechsel also jederzeit möglich, weil Kultusministerium am Konzept zweifelte
- Es sind aber wenige Schüler gegangen
- Jetzt ist es wieder schwieriger, weil Leistungsträger fehlen
- Damals Lehrerüberschuss – Ganztagsbetreuung!
- Breites Lern- und Freizeitangebot
- Gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis, weil kein Druck
- Bessere Bildung gibt es nicht zum Nulltarif!
- Ja zu Gemeinschaftsschule – es braucht Anstöße und Vorstellungen von Wissenschaft – Schulen sind mit Erstellung des Konzeptes überfordert – jede Unterstützung wird gebraucht – man braucht Leute, die „brennen“
Wortbeitrag von Marcus Fuchs – Vorsitzender KER Bautzen
- Geld allein löst keine Probleme
- Struktur des Schulsystems ist 100 Jahre alt und den Anforderungen heute nicht mehr gewachsen
- KER unterstützt Volksantrag
- Wandel in pädagogischen Konzepten ist notwendig
- System muss insgesamt überarbeitet werden, um mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen
- Eltern sind überwiegend für Gemeinschaftsschule
- Im Alter von 10/11 war er von Mutter aufs Gymnasium gelenkt worden (viel Nachhilfe und Sonderprüfung)
- Mutter ist Gymnasiallehrerin und gegen Gemeinschaftsschule
- Wohnt in Arnsdorf – OS wurde geschlossen – wollen jetzt wieder eine OS eröffnen – deshalb wäre die Möglichkeit der Gemeinschaftsschule sehr hilfreich
https://www.gemeinschaftsschule-in-sachsen.de/